ITU WPE Madrid

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ITU WPE Madrid

 

Liebe Sportfreunde und Sponsoren,
 
bereits am Abend des 7.5. 2015 reisten mein Guide, Martin Schmidtke, und ich nach Madrid, um rechtzeitig zur erforderlichen internationalen Klassifizierung vor dem Wettkampf vor Ort zu sein. Da dies in diesem Jahr die einzige Klassifizierungsmöglichkeit in Europa war und mein Klassifizierungsstatus aus dem letzten Jahr auf „Review“ stand, musste ich zwangsläufig dort zur Überprüfung meiner Klassifizierung erscheinen. Im letzten Jahr war ich im franz. Besançon ja – meines Erachtens falsch – in die Klasse B2 klassifiziert worden. In dieser sind die Sehbehinderten mittleren Grades zusammengefasst. Da ich erst 2 Wochen zuvor bei der IPC Marathon WM in London in die Klasse B1 mit dem Status „Confirmed“
klassifiziert wurde, war eine Umklassifizierung in diese Klasse auch für Triathlon zu erwarten. Die entsprechenden ärztl. Atteste sowie die Unterlagen der Klassifizierung aus London hatte ich gesammelt mitgebracht, um alle Formalitäten schnell und ohne Zweifel abwickeln zu können.
 
Glücklicherweise musste ich kurzfristig doch nicht zur Augenklinik in Madrid fahren, da dem Chefklassifizierer der ITU die Unterlagen des IPC mit den entsprechenden Attesten ausreichten, um meine Klassifizierung auf B1 umzustellen und dies mit dem Status „Confirmed“. Dies sparte mir ca. 2 Std. Fahrt mit öffentl. Verkehrsmitteln durch Madrid und erlaubte es Martin und mir, eine kurze Wettkampfvorbereitende Trainingseinheit mit Laufen und Schwimmen im See einzulegen.
 
 
Unser Hotel lag günstig zum Wettkampfstart, der sich in einem Naherholungsgebiet unweit des Königspalastes befand. Dort liegt ein kleiner, trüber See inmitten einer großen Grünanlage mit zahlreichen Wegen und verkehrsarmen Straßen. Durch die bereits einige Zeit in Madrid vorherrschenden warmen Temperaturen von 25-30°C war auch das Wasser im See schon so angenehm warm, dass wir zum Training nur in Badekleidung ohne Neopren ins Wasser steigen konnten.
 
 
Samstag 13:30 war vom Veranstalter die Besichtigung und Training auf der Radstrecke angesetzt. Diese führte von der am Seeufer gelegenen Wechselzone einen Berg hinauf und über ein paar Wellen wieder hinunter zum See. Der 7,8 km lange Rundkurs musste im Wettkampf dreimal gefahren werden. Leider war der Straßenbelag ziemlich schlecht, so dass wir bereits nach ca. 1,5 km nach dem Start der Streckenbesichtigung eine Reifenpanne im Vorderrad beheben mussten. Es lagen kleine Steinchen und teils auch Sand auf der Straße, die auch einige Schlaglöcher aufwies. Gerade Strecken hatte der Kurs fast nicht zu bieten und die Anstiege waren für das Tandem schon so ordentlich, dass wir froh waren, als kleines Kettenblatt ein 39er zu fahren. Wegen dem bergigen Profil hatten wir uns bereits zu Hause entschieden, nicht mit dem Zeitfahrrad, sondern dem Straßenrad zu starten. Eine gute Entscheidung, wie sich vor Ort herausstellte.
 
 
 Am Wettkampftag klingelte der Wecker bereits um 5:00 morgens, da der Start auf 8:30 Uhr angesetzt war und zuvor noch das langwierige Prozedere mit Bike Check, Abfotografieren der Wettkampfkleidung, Check der Schwimm- und Laufleinen, sowie Ausgabe von Schwimmkappen und Transponder zu erledigen war. Erst danach konnte man in die Wechselzone einchecken und sich auf den Wettkampf vorbereiten. Leider war die Nacht sehr frisch, so dass man am Morgen vor dem Start noch den Atem sehen konnte. Als kurz nach 7 Uhr dann endlich die Sonne aufging, wurde es zum Glück schnell wärmer. Um nicht so sehr zu frieren, hatte ich bereits im Hotel den Neoprenanzug über den Wettkampfeinteiler angezogen. Eine gute Entscheidung, denn viele Athleten standen frierend in den Schlangen vor dem Check-In.
 
 
 Der Wettkampf startete mit meiner Klasse B1 als erste Startgruppe, gefolgt von den anderen Sehbehinderten (B2 und B3), die nach 3:18min Zeitrückstand losschwimmen durften. Die ITU hatte über Winter die Handicapzeit für diese Startklassen von 3:43min auf 3:18min verringert, da die alte Zeitgutschrift wohl zu hoch war. Wie üblich kam ich nicht an der ‚Spitze aus dem Wasser, da z.B. der slowenische Konkurrent paralympischer Schwimmer war. Der Wechsel zum Rad war mit etwas Hindernissen zu meistern, denn der Ponton, über den wir aus dem Wasser ans Ufer laufen mussten, war ziemlich wackelig und hatte eine steile Rampe, bei deren Übergang ich ins Straucheln kam und fast stürzte. Der Weg in die Wechselzone zu unserem Rad war ebenfalls einige 100m lang und führte über einen steinigen Weg. Auch wenn über den Steinen ein Teppich lag, musste ich trotzdem einige Tage nach dem Wettkampf noch die Prellungen an der Ferse ertragen, welche die spitzen Schottersteine hervorgerufen hatten.
 
Auf der Radstrecke hatten wir ordentlich zu kämpfen, denn die schnellen Schwimmer waren auch auf dem Rad sehr flott unterwegs und so konnten wir kaum einen Platz gutmachen. Zudem waren die Sichtbedingungen durch die noch tief stehende Sonne teils so schlecht, dass Martin gelegentlich auf fast gerader Strecke bremsen musste, da er nichts mehr sah für einige Meter.
 
Beim Wechsel vom Rad zum Laufen unterlief mir dann ein folgenschwerer Fehler. Da ich beim ranlaufen an den Wechselplatz an meine Laufschuhe gestoßen war, fiel meine Sichtschutzbrille von diesen herunter und in der Wechselhektik und da ich inzwischen eh so schlecht sehe, fiel mir nicht gleich auf, dass ich vergaß, diese aufzuziehen. Erst nach ca. 1km auf der Laufstrecke bemerkte ich, dass ich ja keine Brille aufhatte und diese noch in der Wechselzone liegen musste. Zurücklaufen hatte zu diesem Zeitpunkt auch keinen Sinn mehr, denn dann wären wir sicher als Letzte ins Ziel gekommen. Die noch nicht auskurierte Knochenhautentzündung am Schienbein machte sich bei der Laufleistung leider immer noch deutlich bemerkbar, so dass ich kaum einen vor mir laufenden spanischen Konkurrenten einholen konnte, der im Vorjahr keine Chance gegen mich beim Laufen hatte. Auf den letzten Metern vor dem Ziel stürzte ich noch unglücklich an einem kleinen Buckel auf der Straße, den Martin mir vergessen hatte anzusagen. Wir befanden uns da gerade im Zielsprint mit dem spanischen Konkurrenten, den dieser dank dem Sturz klar für sich entscheiden konnte. Im Ziel angekommen wurden wir wegen der fehlenden Sichtschutzbrille gleich disqualifiziert, was ich bereits befürchtet hatte, als ich meinen Fehler bemerkte. Dagegen hätte auch kein Protest geholfen, denn es handelte sich um einen eindeutigen Regelverstoß.
 
So mussten wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück fliegen. Die nun endlich korrigierte Fehlklassifizierung aus dem letzten Jahr war korrigiert und evtl. können mir die dadurch entgangenen Weltranglistenpunkte des Vorjahres nachträglich gutgeschrieben werden. Leider hatten wir durch die Disqualifikation wertvolle Weltranglistenpunkte aus diesem Wettkampf verschenkt, wodurch ein Startplatz für die EM nur schwer zu erreichen sein wird. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
 
Meine Zeiten vom Wettkampf im Detail:
Swim: 00:14:38
Wechsel 1: 00:03:17
Rad: 00:40:47
Wechsel 2: 00:01:07
Run: 00:19:42
Total: 01:19:32
 
An dieser Stelle möchten wir uns wieder für die Unterstützung durch unsere Sponsoren bedanken. Das Material hat einwandfrei funktioniert und die Sporternährung vor und während dem Wettkampf war sehr gut verträglich. Das Foto im Anhang ist für Presse- und Werbezwecke freigegeben.
 
Sportliche Grüße,
 
Ralf Arnold