Lüttich

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Training unter Rennbedingungen in Lüttich

 



Zum ersten Mal fand dieses Jahr am 21./22. August im belgischen Lüttich das Rennen Belgium Para-Cycling Open statt. Nur drei Wochen vor der WM in Dänemark nutzen viele Nationen dieses Rennen, um teils zu sehen, wo sie stehen, oder ein Training unter Rennbedingungen zu absolvieren. So auch der sehbehinderte Ralf Arnold vom RRC Endspurt mit Pilot Alexander Obert.

Samstags stand ein Einzelzeitfahren auf dem Programm, gefolgt vom Straßenrennen am Sonntag.
Leider waren sowohl die Ausschreibung als auch die Website des Organisators so dürftig, dass nur die allernötigsten Informationen zu erhalten waren. Bei der Akkreditierung vor Ort bot sich unglücklicher Weise gleich ein Bild, das sich das ganze Rennen bis hin zur Siegerehrung durch zog. Alles war so unorganisiert wie noch bei keinem anderen Rennen und der Hauptorganisator war sogar noch stark alkoholisiert. Sämtliche Termine verzögerten sich und auch das technische Meeting des zuständigen UCI Kommissars war eine Farce. Es gab nur einen provisorischen Streckenplan auf DIN A4 und die in der Ausschreibung angegebene Streckenlänge für das Zeitfahren wurde von zwei auf eine Runde verkürzt (also nur noch 7.8 km). Der Rundkurs für das Straßenrennen betrug tatsächlich auch nur 4,2 km statt 5 km.

Am Renntag selbst musste der Start des Zeitfahrens erst einmal um ca. 45 min. nach hinten verschoben werden, da sich Bauarbeiter auf der Strecke befanden, welche die Straße nicht räumen wollten. Der Kurs war vom Straßenbelag so schlecht, dass sich am Tag vor dem Rennen ein britischer Dreiradfahrer beim Bruch seiner Gabel wg. Einem tiefen Schlagloch schwer verletzte und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Sand und Erde auch in den Kurven führten bei mehreren Rennteilnehmern im Zeitfahren zu stürzen, die zum Glück relativ glimpflich verliefen.

Vom Bundestrainer erhielten wir aus diesem Grund die Direktive, kein Risiko einzugehen so kurz vor der WM. Pilot Alexander Obert fuhr den Kurs daher mit angebrachter Zurückhaltung, wodurch natürlich keine gute Platzierung möglich war. Mit Rang 16 und 1:10 min Rückstand auf die siegreichen Franzosen lagen die meisten Top-Teams aus Frankreich, Polen, Niederlande, Belgien, Finnland, Irland und der Türkei vorne. Erschreckend war diesmal die hohe Anzahl an Defekten bei mehreren Nationen bereits am oder kurz nach dem Start. Bei einem Tandem der Polen riss gleich beim Antritt die Antriebskette, ein niederländisches Tandem zog sich das Hinterrad schräg und bei anderen rutschte die Kette durch. Das Rennmaterial ist eben meist nicht auf die großen Kräfte, die bei Tandems auftreten, ausgelegt oder es wird teils aus Gewichtsgründen bis ans Limit gegangen.

Am Morgen vor dem Straßenrennen wurde die Straße durch Regen erstmals nass gemacht. Während des Rennens konnte sie durch den Sonnenschein jedoch bis auf ein paar schattige Stellen mit Sand schnell abtrocknen. Mit 1:15 Std. + 1 Runde  war das Rennen sehr kurz, dafür aber umso schneller. Die Sieger hatten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 44,5 km/h auf dem mit zwei Anstiegen, mehreren Kreisverkehren und S-Kombinationen für die Tandems in dieser Geschwindigkeit anspruchsvollen Kurs. Im letzten Renndrittel konnten sich an einer Steigung 10 Tandems bei einer Attacke absetzen. In der Verfolgergruppe belegten Arnold/Obert im Schluss-Sprint Platz 2, was am Ende im Straßenrennen Platz 10 bedeutete, da in der Spitze zwei Tandems wegen Defekten nicht ins Ziel kamen.

Als Fazit dieses Rennens kann man sagen, dass für das außergewöhnlich hohe Startgeld von 80,- pro Tandem im Vergleich zu anderen Rennen nur 20,- Startgeld sehr wenig geboten wurde und noch nicht einmal die Rennleitung gut funktioniert hat. Sollte das Rennen nochmals ausgeschrieben werden, wird die Zahl der Teilnehmer sicherlich deutlich geringer ausfallen als in diesem Jahr, da keiner der Teilnehmer mit der Organisation zufrieden war.