IPC Marathon WM London 2015

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IPC Marathon WM London 2015

 

Liebe Sportfreunde und Sponsoren,
 
zum 35. London Marathon, der auch gleichzeitig die IPC WM Marathon darstellte, reisten wir am Freitag Nachmittag, 24.4. mit dem Flugzeug an. Bereits bei der Ankunft nach der Gepäckausgabe wurden wir von zwei freundlichen Hostessen in Empfang genommen und zum Heathrow Express geleitet, der uns zum Abholpunkt eines Shuttleservice für das offizielle Marathon Hotel brachte. Dort stiegen wir in den Shuttle um und nach einer längeren Fahrt durch die Londoner Rushhour gelangten wir am Tower Hotel, das direkt neben der Tower Bridge liegt, an. Von dort aus sind es nur wenige Meter bis zur Wettkampfstrecke, die auch über die Tower Bridge führt.
 
Am Samstag morgen konnten wir nach einem reichhaltigen Frühstück ein kurzes Abschlußtraining absolvieren mit anschließender Massage im Hotel. Direkt danach ging es weiter zur Klassifizierung in die Londoner Augenklinik. Dort wurde ich nach eingehender Untersuchung und Durchsicht der ärztl. Atteste - wie erwartet – in die Klasse T11 klassifiziert. Dort sind völlig blinde und beinahe Blinde Läufer eingruppiert. Am Abend fand schließlich das Briefing statt, gefolgt von einem gemeinsamen Abendessen. Nach dem Essen ging es zeitig ins Bett, denn schon um 6:30 Uhr furhren die Busse ab, welche uns zum Start bringen sollten. So saßen wir bereits um 5:30 Uhr beim Frühstück, um die nötige Energie für den Wettkampf zu tanken und auch rechtzeitig zu verdauen.
 
Das Wetter zeigte sich anfangs noch sehr britisch mit leichtem Sprühregen bei ca. 9°C, als wir in die Busse stiegen. Zum Glück gab es beim Start für uns beheizte Zelte, in denen wir uns für den Wettkampf fertig umziehen konnten. In die Startaufstellung begaben wir uns um 8:55, denn der Start erfolgte pünktlich um 9:05 Uhr für alle Para-Athleten bis auf die Rollis. Diese starteten bereits um 9:00. Die Profidamen folgten uns ab 9:20.
 
Leider mußte ich vor dem Lauf noch den Rennarzt konsultieren, der mir gegen die Schmerzen durch eine bereits seit 7 Wochen andauernde Knochenhautentzündung Diclophenak verabreichte. So konnte ich wenigstens annähernd schmerzfrei in den Wettkampf starten. Die erste Hälfte der Strecke verlief wie geplant problemlos, auch wenn sich auf der Wettkampfstrecke bis zu diesem Punkt schon ca. 20 Speed-Bumps befanden und einige leichte Anstiege über kleinere Brücken und Hügel zu bewältigen waren. Nach 1:28:04 löste mein zweiter Guide Martin Schmidtke den mit mir gestarteten Guide Matthias Rosenkranz ab. Gemeinsam ging es mit etwa gleichem Tempo weiter bis ca. km 30. Danach mußte ich den vielen Speed-Bumps und kleinen Hügeln muskulär etwas Tribut zollen und das Tempo leicht verringern. Die durch die Knochenhautentzündung verringerte Trainingsleistung und die dadurch ausgefallenen langen Läufe der letzten  Wochen machten sich nun deutlich bemerkbar. Besonders ab km 38 wurde es immer härter. Die führende Frau bei den Sehbehinderten lief mir schon seit wenigen Kilometern nach dem Start immer dichter hinterher und etwa bei km 40 zog sie endgültig und für mich unaufhaltsam an mir vorbei. Sie konnte ihre Pace im Gegensatz zu mir weiter halten. Ich dagegen wurde durch heftige Schmerzen in den Oberschenkeln bei jedem leichten Anstieg immer langsamer und auch bergab war ich nicht mehr in der Lage, zu ihr aufzuschließen. Dies war mir wenige Kilometer davor immer noch gelungen. Schließlich überholte mich kurz vor dem Ziel noch ein Athlet aus Ungarn, ohne daß ich mich dagegen hätte wehren können. Mit meinen Kräften war ich völlig am Ende. Der Kreislauf hätte zwar noch einiges an Reserven gehabt, aber die Muskeln gaben einfach nicht mehr her. Dies konnte ich bei der späteren Auswertung der Daten meiner Laufuhr genau erkennen.
 
Mit 2:59:56 überquerte ich schließlich die Ziellinie auf Rang 16. Nicht ganz zufrieden, aber immerhin mit der Erreichung meines selbst gesteckt Mindestziels. Die magische 3 Std. Marke wollte ich auf alle Fälle unterbieten. Dies ist mir – wenn auch denkbar knapp – gelungen und das trotz der Verletzungsprobleme und des deshalb wenig effizienten Trainingslagers in Italien Ende März/Anfang April. Sieger wurde ein Marokkaner aus der Klasse T12, der in einer Wahnsinnszeit von 2:21 und wenigen Sekunden die Strecke absolvieren konnte. Allerdings waren seine Augen noch so gut, daß er sogar ohne Guide laufen konnte. Wie schnell er war, unterstreicht die Tatsache, daß er noch ca. 2 min. schneller war als die schnellste Profi Dame!!!
 
Alles in allem war es jedoch eine unglaubliche Erfahrung bei diesem zweitgrößten Marathon der Welt am Start zu stehen und die vielen begeisterten Menschenmassen an der Strecke akustisch zu erleben. Teilweise war es so laut, daß meine Guides und ich uns nicht mehr verständigen konnten. Einfach Wahnsinn!!!
 
Wir möchten uns an dieser STelle bei unseren Sponsoren und Unterstützern bedanken. Vor allem beim Team Rio der Sportregion Rhein-Neckar, die uns einen Großteil der Teilnahme in London mitfinanziert haben.
 
Alle Fotos im Anhang können für Marketing- und Pressearbeit verwendet werden. Auf Anfrage kann ich noch ein paar weitere Fotos weiterleiten, die ich jetzt aus Gründen der Datenmenge nicht mitsende.
 

 

Sportliche Grüße,
 
Ralf Arnold